Demokratieprojekt "Proteste und Aufstände - Der Kampf gegen autoritäre Herrschaft und Diktaturen"


Am Mittwoch, den 08.11.2023 diskutierten Schüler der Jahrgänge 9 und 10 der Tilman Riemenschneider Regelschule Heiligenstadt über die Freiheitsrechte der BRD. Während eines Projekttages wurde das Thema „Proteste und Aufstände in Diktaturen“ aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet. Während des ersten Themenblockes sprachen die Schüler  über die Grundlagen unseres Demokratieverständnisses sowie über die Entstehung der Grundrechte, die die zentralen Freiheitsrechte garantieren. Ebenfalls erhielten sie einen Überblick worüber Menschen protestieren und wann welcher Widerstand legitim ist. In diesem Zusammenhang stellten einige Schüler ihre Präsentationen vor, die sie zuvor in mehreren Geschichts- und Sozialkundestunden ausgearbeitet und erstellt haben. So wurde u.a. mit einer selbst geschriebenen Protestrede aufgezeigt, welche Möglichkeit der Partizipation es gibt. Ebenso thematisierte eine Schülergruppe die aktuelle Repressionswelle in Russland im Zuge des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine. Im weiteren Verlauf erhielten die Jugendlichen einen Einblick, was es wirklich bedeutet in einem diktatorischen Regime zu leben, in dem eine engmaschige Überwachung der Bürger als zentrales Merkmal der Staatsführung betrachtet wird. Als Zeitzeuge der Stasi- Diktatur bringt Mario Röllig eine persönliche, berührende und spannende Lebensgeschichte mit. Während seiner Kindergartenzeit lernte er wie alle Kinder das Marschieren und hörte Geschichten mit militärischen Hintergrund. In der anschließenden Grundschule wurde es nicht besser. Bereits am ersten Schultag hebte sich Mario Röllig von der Gleichheit ab, indem er mit einem knallgelben, aus dem Westen stammenden Franz Beckenbauer- Fan- Trikot, gekleidet die Schule besuchte. Dass die DDR ein militärischer Staat war, zeigte sich auch im Unterricht. In Mathe wurde kein Obst und Gemüse gezählt, sondern Panzer und Soldaten. In Sport gab es Noten auf Handgranatenweitwurf. Während eines Ungarn-Urlaubes lernte er einen Mann aus Westberlin kennen. Die Stasi erfuhr von den regelmäßigen Treffen und bat Mario Röllig Informationen über den Wirtschaftspolitiker preiszugeben. Da er sich weigerte, verlor er seinen gut bezahlten Job. Die Bespitzelung begann und damit auch der Wunsch aus der DDR zu fliehen. Mario Röllig berichtete von seinen Fluchterfahrungen 1987 aber auch den Hafterfahrungen im Stasi-Untersuchungsgefängnis Berlin-Hohenschönhausen. Nach ca. drei Monaten, ohne Kontakt zur Außenwelt und zur Familie, kommt seine Befreiung. Mario Röllig kommt auf die Freikaufliste der BRD und wird für ca. 90000 Mark vom Westen freigekauft. Zunächst wird er in die DDR auf Bewährung entlassen. Am 8. März 1988 um 0 Uhr kommt er in der BRD an. Im Anschluss an die fesselnde und persönliche Berichterstattung folgte noch eine Podiumsdiskussion mit Vertretern aus Zivilgesellschaft und Politik. Sie zeigten nochmals auf, dass es sich lohnt, aktiv am gesellschaftlichen Zusammenleben teilzunehmen und sensibilisierten für die Toleranz gegenüber Andersdenkenden sowie die Förderung und Festigung der Demokratie.

(Mechthild Sieland, Tilman Riemenschneider Regelschule)