Projekt „Barrierefreies Wohnen“ im Rahmen des Unterrichts im Fach Sozialwesen


Vielen Schülern ist das Leben von Menschen mit Behinderung fremd. Es bestehen Unsicherheiten oder oft Ängste. Wie soll ich mich verhalten? Ungewohnte Körperbewegungen an Armen oder Beinen, eine auffällige Mimik und Gestik oder eine undeutliche, bzw. keine Sprache beim Menschen mit Behinderung führen oftmals zu Verunsicherung und Kontaktscheue. Im Rahmen des Unterrichts im Wahlpflichtfach Sozialwesen befassen sich die Schüler und Schülerinnen der Klasse 9b seit einiger Zeit mit dem umfangreichen Thema „Leben mit Behinderung“. Ein Unterthema ist das barrierefreie Wohnen. Mit Hilfe des Internets hatten sich die Schüler bereits Wissen zur Barrierefreiheit und besonders zum barrierefreien Wohnen erarbeitet. Barrierefreies Wohnen ist wichtig, um Menschen mit körperlichen Einschränkungen oder Behinderungen ein selbstbestimmtes und unabhängiges Leben zu ermöglichen. Es trägt dazu bei, dass alle Menschen gleichberechtigt am gesellschaftlichen Leben teilhaben können, unabhängig von ihren individuellen Bedürfnissen. Zudem kann barrierefreies Wohnen auch im Alter oder bei vorübergehenden Verletzungen von Vorteil sein. Am Vormittag des 12.04.24 besuchte die Klasse 9b das Raphaelsheim in Heiligenstadt, um praxisnah zu sehen, wie Barrierefreiheit umgesetzt wird. Zunächst hatten die Schüler die Gelegenheit, sich in die Lage eines Rollstuhlfahrers hineinzuversetzen, indem sie mit einem Rolli im freien Gelände fahren konnten. Vor allem die schrägen Wege hatten es in sich. Hier war pure Armmuskelkraft gefragt und die Schüler erfuhren, dass insbesondere das Bergauffahren in einem Rollstuhl gar nicht so einfach ist wie es immer aussieht. Anschließend stießen sie auf die Hindernisse „Menschenmasse“ und mussten im Slalom versuchen an ihren Mitschülern vorbeizufahren sowie die „Außen- und Innentür“ von Gebäuden. Der Türdrücker musste zunächst gesucht werden, da dieser für uns gehenden Menschen nicht in Augenhöhe angebracht ist, sondern in niedriger Höhe für Rollstuhlfahrer. Ebenfalls sind die Handläufe in niedrigerer Höhe angebracht. Die Flure sind breiter und die Türschwellen zur Außenterrasse sind ebenfalls sehr niedrig, um diese mit dem Rollstuhl überwinden zu können. Interessant wurde es dann nochmal beim Thema barrierefreies Bad. Dieses ist aufgrund des großen Bewegungsradius größer als ein herkömmliches Bad, welches wir von zu Hause kennen. Bezüglich der Körperpflege (Umpositionierung auf die Toilette, Wannenlift) wurden den Schülern verschiedene Hilfsmittel vorgestellt, die sie selber ausprobieren konnten. Hier kamen mulmige Gefühle auf, da man sich voll und ganz auf seinem Gegenüber verlassen und ihn großes Vertrauen schenken muss. Wir bedanken uns beim Raphaelsheim, dass wir einen sehr erfahrungsreichen Vormittag erleben durften.